Matthias Weisser's Reiseberichte |
||
+ lerne Land und Leute kennen + reise mit wenig belastendem Gepäck + Gruppenreisen sind meist gut vom Veranstalter vorbereitet |
||
Buchübersicht
| Afrika | China
| Costa Rica | Kuba
| Mexiko | Peru
| Thailand Vietnam | Infopage als Datei |
Die Radtour von Taufkirchen nach Meran 800km in 6 Fahrtagen |
Ziel | Freunde in Marling bei Meran besuchen |
Wann | 23.5. - 30.5.1988 |
Beteiligte | Karl Schuster, Bernhard Schuster, Matthias Weisser, Markus Weisser, Michael Leistner, Ulrich Helber |
Strecke | Taufkirchen -> Landeck: 164km Landeck -> Marling/Meran: 132km und wieder zurück mit dem Renner Taufkirchen -> Ohlstadt -> Taufkirchen: 140km mit dem 3-Gang-Rad (800km in 6 Fahrtagen) |
Orte | Taufkirchen, Penzberg, Eschenlohe, Garmisch, Grenze bei Griesen,
Grenze vor Ehrwald, Fernpaßhöhe, Schloß Fernsteinsee,
Nassereith, Imst, Landeck. Pfunds, Reschenpaß, Burgeis, Laas, Forst, Marling/Meran und eine ähnliche Strecke zurück |
Räder | Renn- und Tourenräder bis 12-Gang: vorne 42/52 hinten 15/16/17/19/22/26 mit Flaschenhalter und Radschloß |
Rahmentasche | Ersatzsocken, kurzärmliges Unterhemd, lange Überziehhose
(auch als Schlafanzug), Paar warme geschlossene Handschuhe für
kalte Pässe und frühe Morgenstunden, 2. Paar Schuhe, falls
ein feuchtes Paar gewechselt werden muß bzw. fürs Laufen,
Regennotkleidung Taschenmesser, Streichhölzer, Nagelschere, Zahnbürste, Pasta, Bleistift, Notizbuch, Alkohol zum Einreiben bei Insektenstichen oder schmerzenden Knien, Seife, Kamm, Reisewecker, ggf. Rasierzeug, Karte(n), Ersatzfilm, Auslandskrankenschein, Postsparbuch/Karte, Nottaschenlampe f. Tunnel, Lippenpflegestift, Schirmmütze mit windböensicherer Befestigung (alternativ Helm mit Durchlüftung), Fahrtbrille bei Empfindlichkeit gegen entgegenkommende Mücken oder Fliegen, 1. Hilfe Set (Mullbinde, Salbe). Ernährung: Kraftriegel bzw Müsliriegel bzw Studentenfutter zur Deckung des Energieverbrauchs bei längeren Steigungen (ständig etwas knabbern ist besser als mit dem Essen zu warten bis nichts mehr geht!, Schokolade schmeckt zwar gut, läuft aber in der Hitze weg!), Mineralsalztabletten/Vitamintabletten, Trinkflasche (regelmäßiges Füllen und Trinken nicht vergessen !). |
Werkzeugtasche | falls man sich im Ernstfall eine gewisse Unabhängigkeit bewahren
will: Rolle Isolierband, Imbusschlüssel, Taschenmesser, Pumpe, Ersatzmantel für alle Fälle, Ersatzschlauch, funktionsfähiges! Flickzeug, Reifenhebel, Speichenschlüssel (unentbehrlich zum Lockern der restlichen Speichen, falls eine Speiche bricht!), passender Kranzabzieher (es kann durchaus vorkommen, daß im nächsten Ort kein passender Abzieher zu bekommen ist.), Schlüssel zum Radausbau, Sattelfestziehen, Bremsen nachstellen (ein plötzlich lose werdender Sattel kann einem die ganze Tour vermiesen, falls kein passender Schlüssel kurzfristig zu Hand ist. Solche Dinge passieren natürlich immmer Sonntag nachmittags), Ersatz-Bremsgummis sind im allgemeinen nicht erforderlich, man sollte allerdings nicht mit abgefahrenen, spröden Uraltgummis starten: vorher prüfen!, bei längeren Touren empfiehlt es sich etwas Öl für die Kette etc. mitzuführen, falls doch nach 150 km etwas zu quietschen anfängt. (Was lange quietscht ist irgendwann durch erhöhte Reibung abgenutzt), Putzlumpen (besser als Unterhemd !), einfacher Kettenaufmacher (falls Kette reißt und um 1 Glied verkürzt werden muß), Schlüssel zum Nachstellen der Schaltung, evtl. 1-2 passende Ersatzspeichen (Vorsicht: Längenunterschiede hinten links/rechts und vorne, sowie von Rad zu Rad) |
angezogen | kurze Radhose mit Sitzleder, Radtricotoberteil, kurzärmliges Unterhemd unter dem Tricot (saugt den Schweiß auf und kann bei Bedarf gewechselt werden ohne jedesmal das Tricot waschen zu müssen), Socken, Zusatzärmel, die bei Nichtgebrauch in den Tricottaschen mitgeführt werden, Armbanduhr, Brustbeutel mit ausreichend Geld in den benötigten Währungen, Personalausweis/Reisepaß, gut passende Turnschuhe mit ausreichender Profilierung für guten variablen Halt in den Tourenpedalen anstelle der nicht zum Laufen geeigneten Radschuhe, Radhandschuhe offen (nicht unbedingt), Müsliriegel hinten im Tricot, leichter Fotoapparat, Uhr. |
vorgeschicktes Paket | Schuhe, Socken, Unterhose, Unterhemd, Hemd, Pullover, lange Hose, Badehose, Duschgel, Handtuch |
Erfahrungen | Bei der Durchfahrt von unbeleuchteten Tunneln (z.B. Reschenpaß)
ist nicht nur darauf zu achten, daß man etwas sieht, sondern auch
rechtzeitig gesehen wird -> Rückstrahler in den Pedalen und
Speichenreflektoren. Steckschutzbleche taugen im Allgemeinen nichts. Das vordere lässt sich möglicherweise nicht problemlos montieren, das hintere deckt den Reifen unter Umständen nicht ausreichend ab. Bei den Taschen darauf achten, daß sie möglichst regendicht sind, damit die Klamotten nicht feucht werden. groß sind. Die Rahmentasche liegt optimal im Schwerpunkt, gutes Fassungsvermögen. Nachteile: Beine schleifen beim Treten an der Rahmentasche vorbei (Hose wird dünner), Trinkflasche nicht mehr so leicht errreichbar, falls es überhaupt mit Flasche geht! Die hintere Befestigung wird bei feuchter Straße eingeschweint und scheuert dann langsam aber sicher die Rahmenfarbe ab (am besten etwas unterlegen!). Die Schalthebel am Rahmen sind möglicherweise nicht mehr leicht zu betätigen, weil man sie nicht richtig sieht und möglicherweise Fehlschaltungen durch das Eigengewicht der Tasche auftreten können. Sattel richtig einstellen. Schon geringe Abweichungen gegenüber dem normalen Trainingssrad können sich auf längeren Touren stark bemerkbar machen. Öl mitnehmen zum Kettenschmieren nach längeren Regenstrecken. Auf jeden Fall Ersatzmantel, -schlauch und Speichenschlüssel mitführen. Gute ausgewogene Übersetzung von 15-26 Zähnen (z.B. 15/16/17/19/22/26). Schutzblech möglichst nah aber nicht zu nah montieren (Testfahrt !). Schrauben gut anziehen, evtl. Sicherungslack verwenden. Lenkertaschenbügel am Rad waagerecht biegen, damit die Tasche nicht bei allen Erschütterungen herausrutscht. Evtl. Bügel mit Tesafilm am Vorbau sichern (dann evtl. keine Abspannbänder notwendig, die sich ohnehin nicht besonders bewähren). |
Finanzielles | für 2 Personen ca. 102.- DM + 1250.- ÖS + 157000 Lire für Gaststätten, Übernachtung, Abendessen, Ausflüge, Postkarten, Studentenfutter, Haselnüsse, Sultaninen, Ortlerspeck |
Tipps | stimmen ? + Sattelhöhe, -neigung, -längsposition (z.B. Konopka: Richtig Rennradfahren) + Lenkerhöhe, Vorbaulänge sind ? + irgendwelche Lager locker (Tretlager knackt?, Kurbeln fest? knack knack?) + Steuersatz wackelt? (knack knack?), Pedale haben Axialspiel? + Naben ausreichend gefettet und spielfrei, leichtgängig? (knirsch?) + alle Schrauben gut angezogen? (besonders auch die am Kettenblatt?) + die Laufräder einwandfrei zentriert? (gleichmäßige Speichenspannung?) ist ? + die Schaltung in Ordnung (alle Gänge leer und unter Last schaltbar?) + quietschen die Kettenführungsrädchen am hinteren Umwerfer + die Kette ausreichend geschmiert? springt ? + die Kette beim Schalten ab? (Probefahrt!) schleift ? + irgendetwas irgendwo? eiern ? + die hinteren Ritzel, wenn man das Hinterrad laufen lässt nicht tritt? + eiert das vordere Kettenblatt? |
Aufgeschrieben | im April 2000 aus den Notizen von 1988 © 2000-2014 Matthias Weisser |
Die Rad-Tour nach Meran: 1988
Karl Schuster war bereits einmal in Südtirol gewesen mit dem Rad. Er
schwärmte uns vor wie toll das gewesen sei und daß er es gerne
dieses Jahr mit uns machen würde. Warum nicht. Wenn Karl Schuster mit
seinen 57 Jahren solch eine Herausforderung annehmen wollte dann mußten
wir es auch schaffen können. 2 Pässe galt es zu überwinden,
den Fernpaß und den Reschenpaß. In 2 Tagen wollten wir die weite
Strecke von Taufkirchen nach Meran schaffen. Am 30.4.1988 zeigte uns Karl
oben in seiner Wohnung bei der Bäko die Dias seiner letzten Südtiroltour.
Es war beeindruckend.
Planung:
Er drückte uns einen Zettel in die Hand mit der Planung. Die Übernachtungen
hatte er für den Hinweg in Landeck gebucht und für den Rückweg
in Nassereith. 3 Tage wollten wir unten bleiben in Meran, in der Pension
Sonnenheim würden wir wohnen. An meinem Geburtstag am 12. Mai fuhren
wir eine Proberunde über Wolfratshausen, Penzberg. Immerhin 116.5km
standen am Ende auf meinem Tachometer. Petra hatte recht gut mitgehalten.
Gerne wäre sie wohl mitgefahren. Am 21. Mai gab es die letzte Fahrerbesprechung.
Abfahrt:
2 Tage später ging es los, um 5:30 morgens. Rolf Sommerlatt verabschiedet
uns mit einem Müsliriegel für jeden. Eisig kalt ist es, die 2
Paar Ärmel übereinander sind fast zu wenig. Leider habe ich keine
Windjacke. Auch mein kleiner Minox-Fotoapparat vorne unter dem Tricot friert.
So sind die ersten Bilder eindeutig zu lange belichtet.
Pause in Penzberg:
Kurz vor 8 Uhr erreichen wir Penzberg. 49 Kilometer sind zurückgelegt.
In der halben Stunde Pause ist Zeit bei Bernhards Rad die Sattelhöhe
einzustellen und die Schalthebel festzuziehen. Ein paarmal war sogar die
Kette abgesprungen. Zeit auch die Wurstsemmel zu essen, Rolfs Müsliriegel
und die gelbe Rübe.
Eschenlohe:
9:50 sind wir in Eschenlohe. Deutlich wärmer ist es geworden, tolles
Wetter. Kein Wölkchen ist am Himmel zu sehen. Karl zieht seine lange
Hose aus. Die Windjacke umgebunden geht es weiter.
Über den Fernpaß:
Eine knappe Stunde später sind wir bereits kurz hinter Garmisch. Noch
33km sind es bis hinauf zum Fernpaß. Ein toller Radweg. Zeit wird
es die langen Hosen auszuziehen. Michi, Uli und Bernhard triebeln zielstrebig
bergauf. 20 Minuten später erreichen wir die Grenze bei Griesen. 103
km zeigt der Tacho. Vorbei geht es an den Kanuten, die ihre Boote zu Wasser
lassen. Plötzlich ist der schöne Radweg zuende.
Vitamintabletten:
6 Kilometer weiter, an der Grenze vor Ehrwald füllen wir unsere Flaschen
auf. Karl mit dem mitgeführten Multivitamintrank, wir mit Wasser und
Vitamintablette.
Schwere Packtaschen:
Bernhard und Uli sind gut gefahren, haben aber Probleme mit Ihren großen
Packtaschen. Michi hat es leichter mit seinem neuen Peugeot-Renner. Ich
habe mein neues rotes Colnago dabei, Markus fährt den alten Peugeot-Renner.
Auf die Rahmentasche von Brügelmann hatte er vergeblich gewartet, so
geht es jetzt mit Vaters alten Packtaschen. So toll ist das aber auch nicht
mit der Rahmentasche, zwischen den Beinen reibt es ganz schön. Karl
hält noch recht gut mit.
Ins Gasthaus:
Nur 3 Kilometer weiter erreichen wir das Gasthaus Ehrwald. Die Diagnose
lautet: 2 1/2 Mann kaputt, Rest heil. 4x Bouillon mit Ei+Brot und 3x Kalbfleisch
mit Reis für Uli, Bernhard und Michi sind Balsam für die Lebensgeister.
Bernhard legt sich auf der Wiese in die Sonne. 13:20 geht es wieder weiter.
Um 14:04 ist die Fernpaßhöhe erreicht. Uli und Michi mußten
kurz vom Rad. Michis "Boxer" hat kurz gekocht. 9 Minuten später erreicht
Karl die Höhe, eine Minute später folgt Uli. Nach 10 Minuten Pause
geht es hinunter. Welch ein Spaß ! Bei Markus fliegt erst mal die
Mütze weg. Die Motorradfahrer sind bergab noch etwas flotter.
Kette runter:
Rasch ist Schloß Fernsteinsee erreicht. Karl muß seine abgelaufene
Kette neu aufziehen. Über Nassereith geht es weiter nach Imst.
Gemischtes Eis:
Viertel nach 3 sitzen wir im Cafe auf der Terrasse und essen ein gemischtes
Eis ohne Sahne. Uli verspeist ein Bananenboot.
Auf die Autobahn:
Bei der Weiterfahrt um 16:00 liefern wir uns ein Wettrennen mit einem österreichischen
Mountainbikeradler. Im Eifer des Gefechts übersehen wir das Autobahnschild.
Erst im Tunnel dämmert es uns, daß das so nicht richtig sein
kann. Also das Rad auf dem schmalen Streifen wieder herausschieben und querfeldein
Richtung Landstraße. Eine richtige Aufholjagd beginnt. Michi hinter
mir beklagt den fehlenden Windschatten.
Ziel erreicht:
16:50 erreichen wir unsere Unterkunft in Landeck. 164 km haben wir zurückgelegt,
die Verfassung ist ausgezeichnet. Mit dem Wetter haben wir Glück gehabt.
Im Keller können wir die Räder einstellen. Die Zimmer sind 2-3-Bettzimmer
mit Dusche und WC. Das Abendessen findet leicht verspätet statt weil
3 der Radler schon im Bett waren. Wir entscheiden uns für Menü
1, den Hackbraten mit Suppe und Eis. Michi bevorzugt eine Portion Käsespätzle.
¾ 9 Uhr liegen wir alle in den Betten, es war ein anstrengender Tag und
morgen heißt es früh aufstehen.
Der 2. Tag:
6:20 wecken, 7:00 Frühstück. Trotzdem kommen wir nicht vor 8:17
los. Weiter geht es in Richtung Reschenpaß. Michi fährt Windschatten.
Mit den vielen Autos macht es keinen Spaß.
Alte Landstraße:
Glücklicherweise ist bald die alte Landstraße erreicht, die wenig
benutzt wird. An einem Supermarkt mit einer Waage vor der Tür machen
wir kurz Pause. Uli, Bernhard und Michi wollen Müsliriegel kaufen.
Michi's Nussini-Riegel erweisen sich als Fehlkauf. Leider gab es nur "mit
Schokolade". Die wird jetzt ziemlich flüssig bei den sommerlichen Temperaturen.
Wir merken, daß die Beschilderung hauptsächlich für Autofahrer
gedacht ist. Beinahe wären wir wieder auf die Autobahn gekommen. Kurz
vor 10:00 machen wir eine kurze Pause zum Hosenwechsel.
Den Reschenpaß hinauf:
Hinter Pfunds verlassen wir die alte Straße. Nun wird es ernst, den
Reschenpaß hinauf. Flott triebele ich die 9% bergauf. Teilweise ist
es eine richtige Wettfahrt mit den Lastwagen. Auch Michi fährt gut,
er ist kaum zu bremsen. Die geschwungenen Serpentinen hoch. 11:57 sind wir
oben an der Grenze, 50 km haben wir bisher zurückgelegt. Vorbei am
Reschensee, toll die rasante Abfahrt nach Burgeis hinunter, durch ein Blumenmeer,
bei vollem Sonnenschein. Bernhard und Uli kommen nach.
Rast in Burgeis:
19 Kilometer weiter, 12:50 erreichen wir den Bruggerhof, unseren Treffpunkt.
Ich spüre meine Knochen. 5 Minuten später sind Uli und Bernhard
da. Tortellini gibt es, dazu eine Williamsbirne und einen guten Capucino.
Erich stößt zu uns, der uns die weitere Strecke nach Meran mit
dem Motorrad begleiten wird. Gut erholt schwingen wir uns 14:30 wieder auf
die Räder. Bis nach Meran ist es noch ein ordentliches Stück.
Es beginnt eine Art Wettrennen mit Erich. Zuerst fährt er ein gutes
Stück voran, wartet dann mit dem Fotoapparat um uns erneut einzuholen.
Gegenwind:
Ab Laas kämpfen wir mit einem warmen starken Südwind. Selbst an
den Gefällestrecken muß bergab getreten werden.
Speichenbruch:
Karl hat Pech mit einem Speichenbruch, als er von einem überholenden
Lastwagen auf“s Bankett abgedrängt wird. Die Nerven behalten heißt
es, wenn schwere Lastzüge mit Tempo 80-100 überholen. Sie führen
Böen mit sich, der Hänger läuft nach und schert in den Kurven
aus. Der Fahrer vorne ist beruhigt, wenn er im Rückspiegel 30cm Abstand
sieht, dem Radler jedoch wird es mulmig.
Eispause:
17:05 sind wir in Forst bei Meran, kurz vor unserem Ziel. Eine letzte Eispause
ist angesagt. 35 Minuten später geht es weiter. Wie im Rausch geht
es die letzten Kurven nach Marling hinunter.
Am Ziel in Meran:
Hurra wir sind da. Nur 10 Minuten haben wir für das letzte Stück
gebraucht. Welch toller Empfang in der Max-Valier-Straße. Herta serviert
vom bereitgestellten Tisch Orangensaft für die müden Krieger.
Dazu kommt die allegemeine Bewunderung durch die Anwohner. Zum Abendessen
gab es Südtiroler Schinken, Mortadella und Brot. Ein paar waren im
nahegelegenen Sonnenheim untergebracht. 2 Betten und ein Notbett mit Dusche
und WC unter dem Dach. Erst einmal die Sachen auspacken und dann ein Spaziergang
mit Karl durch die weitläufigen Obstplantagen. Wahnsinn wieviele Äpfel
es hier gibt.
Der 3. Tag:
Erst einmal ausschlafen. Nach dem ausgiebigen Frühstück fahren
wir mit Erich in die Stadt, ins Radgeschäft wegen Karls Speichenbruch.
Reparatur Hinterrad:
Dummerweise ist die Speiche auf der Kranzseite gerissen. Ohne den passenden
Abzieher für den japanischen Dura-Ace-Schraubkranz geht es nicht. Das
einzige was bleibt ist Nachzentrieren ohne die Speiche. Im nächsten
Laden gibt es den Abzieher, aber keine Chromspeiche. Also geht es mit dem
abgeschraubten Kranz zurück zum Zentrierspezialisten, der in 10 Minuten
eine hervorragende Arbeit leistet. 6000L (ca 6 DM) waren dafür wirklich
nicht zu teuer. Die Entwicklung der Filme kostet hingegen 8500L incl. Rahmung.
Mittags heißt es Kartoffelschälen und Geschnetzeltes rühren.
Für 9 Mann zu kochen ist schon eine Aufgabe. Trotzdem bleibt Zeit für
ein Schachspiel mit Michi. Anschließend noch beim Abtrocknen helfen.
Spaziergang zum Walweg:
Nachmittags unternehmen wir einen Spaziergang. Über den Walweg Töll-Marling.
Dabei handelt es sich um eine Wasserumleitung um den Berg über kleine
Schleusen. Erich ist dabei, Karl und später auch Herta. Von oben gibt
es einen schönen Blick auf Meran. Im Gasthaus Walheim sitzen wir zu
Kaffee und Eis. Zuhause folgen Kaffee und Kuchen. Lange haben wir uns mit
dem Imker unserer Pension über die Bienenzucht unterhalten. Trotzdem
bleibt noch Zeit 8 Postkarten zu schreiben.
Der 4. Tag:
Baden oder Bergsteigen stehen für heute auf dem Programm. Wir entscheiden
uns für Letzteres. Ziel ist die 2295m hohe Mutspitze.
Zur Mutspitze:
Herta fährt uns bis zur Seilbahnstation im Dorf Tirol auf 600m Höhe.
Als Aufstiegshilfe nutzen wir die Seilbahn bis Hochmut auf 1400m. Bis zum
Gipfel ist es eine längere Wanderung. Weiter oben wabern Nebelschwaden,
die aufwärts ziehen und oft die Sicht nach unten verdecken. Nach einer
wilden Kraxelei über markierte lose Felsbrocken stehen wir um 11.05
auf dem Gipfel. Karl zeigt uns "seine" Berge. Leider ist das Gipfelbuch
voll, eine Eintragung nur noch auf der ersten Einbandseite möglich.
Nach Karls Faustformel überwindet ein guter Hochgebirgswanderer 400m
Höhenunterschied je Stunde in steilem Gelände. Nun beginnt der
Abstieg zum Mutkopf. In der Hütte gibt es eine Backerbsensuppe, Karl
wählt Erbsensuppe mit Würsteln. Anstatt mit der Seilbahn hinunterzufahren
wählen wir den "endlosen" teils steilen Abstieg zu Fuß über
Thalbauer zum Tiroler Kreuz. Wie sagte Karl so schön: weil ein gscheiter
Bergsteiger nicht mit der Seilbahn fährt, wenn er es nicht aus Zeit-
oder sonstigen triftigen Gründen muß. Ganz schön in die
Knie geht das. Kurz vor dem Ziel fängt es an zu regnen. Also kurz untergestellt
und die mitgebrachten Kekse verspeist. Und weiter geht es bis zu einer Telefonzelle
nahe der Seilbahntalstation. Herta holt uns weiter unten mit dem Auto ab.
Abendessen:
Zum Abendessen gibt es Spaghetti mit frischgeriebenem Parmesan. Mein Poloshirt
hat gelitten, wie fast immer bei Spagetti. Anschließend Kaffee mit
Apfelkuchen fast wie von Markus selbstgebacken.
Sachen packen:
Am Abend wird es Zeit die für die Rückfahrt nicht mehr benötigten
Sachen zu packen für Luciano`s Heimtransport. Morgen geht es wieder
heim, zuhause wartet die Arbeit. Also die benötigten Sachen ordnen,
die Räder kontrollieren, noch einmal grob nachzentrieren und den quietschenden
Zahnkranz mit etwas Liquimoly eingeölt.
Der 5. Tag:
Früh morgens sitzen wir schon beim Frühstück. Den Tee gibt
es aus der Thermoskanne, die Wurst- und Käseplatte holen wir aus dem
Kühlschrank. Auch der Garagenschlüssel liegt für uns bereit.
Schade, daß wir schon wieder heim müssen.
Abfahrt von Marling:
5:34 sitzen wir zu dritt auf unseren Rädern. Wir beiden Weisser und
Karl. Die anderen bleiben noch etwas länger. Leicht fängt es an
zu nieseln, der Himmel ist bedeckt. 6:08 passieren wir die Etsch. Das Nieseln
hat leicht nachgelassen, die Straßen sind jedoch noch feucht. Entlang
der Straße sind gerade die Bewässerungsanlagen in Betrieb. 7:30
passieren wir Goldrano. Der Rückenwind macht die Fahrt recht angenehm.
Kühl ist es. Eine halbe Stunde später haben wir die Steigung hinter
Schlanders überwunden. Karl hat wohl etwas abgekürzt. Auf der
Suche nach ihm sind wir einen Umweg gefahren.
Laaser Kapelle:
8:13 gibt es eine kleine Pause an der Laaser Kapelle. Markus macht den Vorschlag
über das Stilfser Joch zu fahren bzw. in nur einem Tag bis München
zu fahren. Für mich bleibt Zeit mein Rad zu putzen.
Schluderns:
20 Minuten nach 9 haben wir die Steigung hinter Schluderns überwunden.
Auf dem blauen Schild steht 1000m. 12 Minuten später sind wir oben
in Mals. Das 19-22er Ritzel reicht noch für die Steigung. Weitere 20
Minuten später ist der Bruggerhof in Burgeis erreicht. Bis hier waren
es 63 Kilometer.
Espresso in Burgeis:
Probleme mit der Kraft gibt es noch nicht, allerdings knacken meine Unionpedale.
Offensichtlich hat das Lager Spiel bekommen. Nach einem Espresso geht es
um 10:30 weiter. Die Steigung hinauf zum Reschensee. Um 12:05 haben wir
nach 19 Kilometern die Grenze am Reschenpaß erreicht. In den Packtaschen
haben wir jetzt noch eine Packung Ortlerspeck. Gerne wollen die Carabinieri
Karls alte Contaflex konfiszieren.
Pause in Pfunds:
In Pfunds machen wir eine Stunde Pause. Im Hotel Post gibt es zur Stärkung
einen Käsetoast mit einer Flasche Almdudler. Leicht hat es angefangen
zu regnen. Auf der Straße begegnet uns ein Radler aus Genua, der uns
ein Stück weit begleitet.
Landeck:
Kurz nach 15:00 ist unser Gasthof in Landeck erreicht. Es regnet. Das Rad
schaut einfach schrecklich aus. Trotz des Steckschutzblech bin ich hinten
gewaltig vollgespritzt. Der Radler aus Genua fährt ersteinmal vorbei,
Karl löscht aus Versehen seinen Tacho. 40 Minuten später machen
wir uns an die für heute letzte Etappe. Über den Imster Berg nach
Nassereith.
Übernachtung in Nassereith:
Um 17:00 haben wir es geschafft. Nach 166 Kilometern sind wir in Nassereith,
Haus Gemsenblick, unsere bisher günstigste Übernachtung (DM 18.-
/ Person). Vor dem Zimmer im ersten Stock gibt es die dünnen Westernromane,
eine nette Bettlektüre. Im Gasthof neben dem Gasthof Lang bekommen
wir eine Riesenpizza für 2 Personen für 144 ÖS (ca 22.- DM).
Karl hatte uns nach der Bergtour einen ordentlichen Muskelkater versprochen.
Der macht sich jetzt vor allem beim Treppensteigen bemerkbar. Insbesondere
herunter geht es nur mit einer besonderen Technik.
Der 6. Tag:
Morgens 8:15 heißt es wieder: Auf die Räder, fertig ... , los
! 20 Minuten später erreichen wir den Anstieg zum Fernpaß bei
Schloß Fernsteinsee. Der Himmel ist bedeckt, warm nicht gerade. Nach
einer Viertelstunde haben wir die Spitzkehre erreicht bei km 19.4. Unsere
Durchschnittsgeschwindigkeit fällt nie unter 10km/h. Weitere 10 Minuten
später sind wir bei km 21.2. Das rechte Knie schmerzt.
Am Fernpaß:
Nach 4 Minuten ist die Paßhöhe erreicht. Mit dem 22er Ritsel
kommt man zwar hinauf wenn nicht allzuviel wehtut, das 26er ist allerdings
deutlich angenehmer zu treten. Karl braucht auch nur 2 Minuten länger
als wir. Schnell noch ein Gipfelfoto. 9:40 haben wir Ehrwald hinter uns
gelassen. Vorbei an der oberen Wildwasserstelle. Trübe ist das Wetter
heute, wir brauchen daher nichts zu trinken. Noch 5 Minuten bis zur ersten
Grenze. Kurz etwas Alkohol auf das schmerzende Knie und weiter. Eine Viertelstunde
später passieren wir die Grenze bei Griesen. Weitere 15 Minuten später
erreichen wir den schönen Radweg, den wir leider nur etwa 10 Minuten
nutzen können. 11:05 ist Oberau erreicht. Kühl ist es und es tröpfelt
auch wieder. Nach einige Minuten schaut jedoch die Sonne kurz heraus.
Wanderweg Nr. 3 bis Ohlstadt:
In Eschenlohe wagen wir eine "Abkürzung" über den Wanderweg Nr.
3 nach Ohlstadt. Steil geht es hinauf mit dem 26er Ritzel. Nach kurzer Zeit
heißt es absteigen wegen Traktionsschwierigkeiten. Von oben gibt es
einen herrlichen Blick hinunter auf Eschenlohe. Drüben geht es ebenso
steil hinunter wie bisher bergauf. 11:57 sind wir am 3. Gatter, 3 Minuten
später haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Über Ohlstadt
fahren wir weiter nach Großweil.
Fischfilet in Großweil:
In der Gaststätte bekommen wir ein Fischfilet, Karl hat einen Rinderschmorbraten.
Draußen regnet es. Trotzdem wollen wir eine Stunde später weiter.
Also raus mit dem gelben Regenponcho. Es ist eine einzige Pritschltour bis
Penzberg, alles vollgespritzt trotz der eingesteckten Schutzbleche. Sogar
oben auf der roten Werkzeugtasche klebt der Dreck. Langsam wird das Wetter
besser, also weg mit den Regenponchos.
Sonne hinter Eurasburg:
Hinter Eurasburg scheint die Sonne. Ber Wolfratshausen geht es in die Pupplinger
Au. Gleich bei der Einfahrt machen wir Halt bei der Gaststätte. Der
Kaffee erscheint uns recht teuer mit 2.20 DM pro Tasse. Der Himmel ist bedeckt,
die Straßen wieder trocken. Nach Karls Planung liegen wir gut in der
Zeit. Eine Pause haben wir ausgelassen.
Wettrennen:
Dafür leisten wir uns jetzt ein Wettrennen mit einem Mountainbikeradler.
Rasch sind wir an der Aumühle vorbei und stehen unten am Schäftlarner
Berg. 15:50 ist es mittlerweile. Die Bergfahrt artet in ein Wettrennen aus,
als uns ein Rennradler einfach überholt. 12 Minuten später sind
wir oben, weitere 33 Minuten Stunde später wieder zuhause in Taufkirchen.
Wieder zuhause in Taufkirchen:
Als wir bei Rolf Sommerlatt läuten spendiert uns Hermine auf der Terrasse
die ersten Erfrischungen. Rolf steht noch unter der Dusche, so früh
hat er nicht mit uns gerechnet. 133 km haben wir heute zurückgelegt.
Der 7. Tag:
Sonntag ist heute, also eine ganz normale Ausfahrt mit dem Radlverein. In
der 3. Gruppe fahren wir 63km über Straßlach, Mühltalberg,
Pupplinger Au, Ascholding, einen Haken vor Thanning, Thanning, Sonnenham,
Eulenschwang, Holzhausen, Jettenhausen, Deisenhofen zurück nach Taufkirchen.
Für Frauen mit 10 oder 12-Gang-Rädern ist diese Tour mit einem
24er Ritzel am Berg schon etwas zu hart. Ziemlich mitgenommen hat mich die
Tour. Wenigstens hatten wir keinen Unfall beim Bergabfahren wie in der ersten
Gruppe.
Der 8. Tag:
Karl meint wir könnten die Buben abholen in Ohlstadt. Warum nicht?
Um die Mittagszeit müßten sie dort sein. Das Sitzleder meiner
gewaschenen Radhose ist noch nicht trocken, also rein in die Turnhose. 8:40
geht es los. Heute nehme ich mein altes Bauerrad, ein 26"-Dreigangrad. Karl
hat sein 28"-Dreigangrad, Markus fährt mit dem Tourenrad. Rund 70 Kilometer
sind es bis nach Ohlstadt. Die Straßen sind noch naß von einem
morgendlichen Regenguß. Mit den echten Schutzblechen macht es deutlich
mehr Spaß. Man wird einfach weniger vollgespritzt. In Wolfratshausen
versorgt sich Karl mit Müsliriegeln und Trinktüten aus dem Tengelmann.
Hinter Penzberg habe ich leichte Sitzbeschwerden auf dem neuen Sattel. Leider
läßt sich das Sattelrohr nicht mehr weiter herausziehen. Es ist
an der Zeit die lange Hose und die Ärmel auszuziehen. Langsam lassen
die Kräfte nach. Beim Bäcker bekomme ich einen Laib 6-Kornbrot
für DM 2.80. Freihändig läßt er sich recht gut verspeisen.
Langsam kommt die Kraft wieder. Wir schaffen es noch rechtzeitig in Ohlstadt
zu sein. Nach etwa 70 km sind wir da. Die Gaststätte, wo wir uns treffen
wollten gibt es wohl nicht mehr. Auf der Suche treffen wir auf Bernhard,
Uli und Michi. Erst einmal wird eingekehrt, in den Biergarten. Karl spendiert
Ochsenfleisch mit Meerrettich. Frisch gestärkt brechen wir zur letzten
Etappe auf. Gut läuft es mit dem 3-Gang-Rad wenn man sich erst einmal
eingeradelt hat. Man schaltet deutlich öfter als beim Renner, das Schalten
geht jedoch leicht und ohne Probleme wie das Abspringen der Kette. Dafür
sind die Trittfrequenzen nicht so gleichmäßig. Bergab läßt
man es einfach laufen, bergauf schaltet man sofort einen Gang zurück.
Gut kann ich mit den 10-12-Gang-Rennern mithalten. Auch den Mühltalberg
hoch geht es gut mit dem ersten Gang. Nur das Schutzblech wackelt, da ist
wohl eine Schraube lose. Der Trinkflaschenhalter vorne am Lenker hat sich
gut bewährt. Nach 140 Kilometern sind wir wieder zuhause.
Fazit der Radfahrwoche vom 23.5.-30.5.1988:
Etwa 800 km hatten wir in einer Woche zurückgelegt, ich davon etwa
140 km mit dem Dreigangrad. Trotzdem hatten wir uns nicht überanstrengt
und nebenbei eine gesunde Bräune angeeignet. Die Organisation war gut.
Zusätzlich benötigtes Gepäck für die Tage unten wurde
vorgefahren und war am 29.5. mit den entwickelten Dias der Hinfahrt bereits
wieder in Taufkirchen. Die Etappenquartiere waren vorgebucht, die Zeitplanung
stimmte. Zur Nachahmung empfohlen. Diese Tour war neben der Heilbronn-Tour
der Auslöser für die Mehrtagesfahrten, die wir in den nächsten
Jahren im Radlverein in Taufkirchen durchführten. (aufgeschrieben 30.4.2000
aus Unterlage von 1988 Matthias Weisser)
© 2000-2024 Weisser |
Impressum |